Wandelbare Faltwerke
Hintergrund
Wandelbare Konstruktionen finden in der Architektur immer wieder in Anwendung. Die Entwicklung geht dabei vom Einsatz als temporäre, mobile Behausung bis zu der großmaßstäblichen Verwendung als raffbarer Sonnenschutz aus Textilien über Veranstaltungsorte und sogar öffenbarer, selbstragender Stadiondächer aus. Das generelle Ziel dieser Bauweise ist es, dem errichteten Bauwerk eine möglichst große Funktionalität zu geben und es durch mehrere Konfigurationen flexible Nutzung anzubieten. Die bisher eingesetzten Konstruktionen basieren meist auf der Verwendung von leichten Membrandächern als wandelbares Element oder steifen Bauwerkselementen, die verschoben oder geklappt werden. Die Ausbildung weit spannender Flächentragwerke basierend auf Prinzipien der Faltung bietet dagegen ein äußerst effizientes, leistungsfähiges Tragwerk mit zugleich raumabschließender und gestaltender Funktion. Werden die Kanten der Faltflächen zudem gelenkig miteinander verbunden, so erhält man Faltkonstruktionen, die neben den rein statischen Eigenschaften der Faltgeometrie auch kinematische Bewegungsabläufe vollführen können. Es werden wandelbare Konstruktionen geschaffen, die gleichzeitig die statischen Vorteile des Tragelements Faltwerk wie auch die Möglichkeit bereitstellen, eine reversible, raumabschließende Nutzung oder bewegliche Skulptur zu schaffen. Solche Konstruktionen wurden auf Grund der bisher zur Verfügung stehenden Materialien und auch der zugehörigen technischen Problemstellungen kaum realisiert. Die Entwicklung wurde bisher aufgrund komplexer kinematischer Sachverhalte nicht weiter vorangetrieben. Der Einsatz modernerer Materialien und der nun zur Verfügung stehenden Parametrisierbarkeit erlaubt die Möglichkeit zur Umsetzung und Anwendung von Faltkonstruktionen in der Architektur.
Zielsetzung
Ziel ist die Erforschung von Faltmechanismen und Entwicklung der Grundlagen für den Entwurf und Konstruktion von faltungsbasierten Konstruktionen. Ausgehend von der Erarbeitung einer Systematik faltbarer Strukturen, welche die verschiedenen Konstruktionsmöglichkeiten und kinematischen Prinzipien zusammenfasst, werden auch die speziellen Anforderungen an die architektonische und statische Planung erarbeitet. Eine Katalogisierung der bestehenden faltbaren Konstruktionen als Grundlage zur weiteren Entwicklung ist Bestandteil dieser Typologisierung. Darüber hinaus werden auch Lösungsvorschläge für die konstruktiven Details und Aktuationskonzepte gebracht.
Realisierungsprojekte
In der von Arne Künstler (ehem. Mitarbeiter des Lehrstuhls) für die Stadt Aachen geplanten wandelbaren Bühnenüberdachung im Kennedy-Park werden die theoretisch erarbeiteten Grundlagen in der Planung überprüft und angewendet. Gleichzeitig werden sich die Erkenntnisse aus dem Planungsprozess, betreffend der Umsetzung der gelenkigen Verbindungselemente, dem Einfluss der Kinematik auf das Tragverhalten und der Antriebsausbildung in den theoretischen Grundlagen widerspiegeln. Auch die im Rahmen des Seminars Parametrisch Konstruieren entstandene Konstruktion Rocking Origami ist eine Demonstration der Leistungsfähigkeit von in der Konstruktion angewendeter Faltung .