Interdisziplinäre Fabrikplanung

  Innovative Produktionsstätten Urheberrecht: © L. Wieloch  

Innovative Fabriken interdisziplinär planen und gestalten

 

Der Industriestandort Deutschland steht derzeit vor tiefgreifenden Veränderungen, die zu neuen Herausforderungen bei der Konzeption, Planung und Realisierung von Fabriken führen. Die Fabrikplanung steht vor der Herausforderung, Komplexität im Planungsprozess zu reduzieren und Koordinationskosten im Planungsteam zu senken. Vor dem Hintergrund heute vorherrschender Megatrends wird sich die Gestalt der Fabrik der Zukunft signifikant wandeln, wodurch sich die Komplexität des Fabrikplanungsprozesses erhöht.

Wichtige Herausforderungen für die Fabrikplanung gehen aus Prozessen des sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandels hervor. Diese Wandlungsprozesse werden am Anfang des 21. Jahrhunderts von zunehmender Komplexität und Unsicherheit gekennzeichnet. Auch wenn es möglich ist, die Richtung einiger einflussreicher Entwicklungen schon jetzt zu erkennen – wie in den Bereichen der ökonomischen Globalisierung, des demografischen Wandels oder der drohenden Ressourcenknappheit – muss man in Entscheidungs- und Planungsprozessen mit verschiedenen bislang unbekannten und erst zukünftig auftretenden Einflussfaktoren rechnen.

Gleichzeitig werden Entwicklungen im Rahmen des durch die Bundesregierung initiierten Zukunftsprojekts Industrie 4.0, die der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des Hochlohnstandortes Deutschland durch die Informatisierung und Digitalisierung der industriellen Produktion dienen, die Gestalt und Konzeption von Fabriken in Zukunft signifikant verändern.

Für die Planung und Gestaltung der Fabriken der Zukunft bedeutet diese Komplexität erstens, dass Planungsprozesse effizienter gestaltet werden müssen, um auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können, zweitens, dass Planungsprozesse flexibler gestaltet werden müssen, um die sich ändernden Rahmenbedingungen antizipieren zu können, und drittens, dass die Gestalt neuer Fabriken in Bezug auf zukünftige Anforderungen wandlungsfähig sein muss.

Insgesamt wird ersichtlich, dass an die Fabriken der Zukunft hohe und vielfältige Erwartungen gestellt werden, die über eine rein technologische Weiterentwicklung der Produktionstechnik hinausgehen. Die Verwirklichung solcher Fabriken bedarf daher einer integrativen und interdisziplinären Vorgehensweise, mit der Einbindung von weitergehendem Spezialwissen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und somit einer weiteren Spezialisierung der Planer. Insbesondere unter Berücksichtigung der Forderung nach einer verkürzten Planungsdauer wird sich eine stärkere Parallelisierung der Planungsaufgaben ergeben. Dadurch wird die Fabrik der Zukunft als hochgradig integratives System auszulegen sein, das zugleich ganzheitlich in den Zukunftsrahmen von Wirtschaft und Gesellschaft einzubetten ist. Die aufgezeigten Trends erfordern ein neues Vorgehen in der Fabrikplanung, um der zunehmenden Interdisziplinarität und Parallelisierung gerecht zu werden und gleichzeitig die entstehenden Koordinationskosten zu reduzieren.

 
Fabrikgebäude für einen mittelständischen Seifenhersteller Lehrveranstaltung Interdisziplinäre Fabrikplanung Wintersemester 2015/16 Urheberrecht: © A. Willam, M. Fernandez Fabrikgebäude für einen mittelständischen Seifenhersteller Lehrveranstaltung Interdisziplinäre Fabrikplanung Wintersemester 2015/16
 

Der Forschungsverbund "Interdisziplinäre Fabrikplanung"

Mit der Zielsetzung, die produzierende Industrie auf die künftigen Herausforderungen im globalen Wettbewerb optimal vorzubereiten, hat sich an der RWTH Aachen ein interdisziplinärer Forschungs- und Lehrverbund formiert, der für die Gestaltung der „Fabrik der Zukunft“ ein zukunftsweisendes, ganzheitliches Handlungskonzept entwickeln wird.

Die Kooperation umfasst ausgewählte Disziplinen des Maschinen- und Bauingenieurwesens, sowie der Architektur.