Nachhaltiges Bausystem aus Pilzmyzel
Das seit 2016 am Lehrstuhl durchgeführte und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Neue Produkte für die Bioökonomie“ geförderte Forschungsprojekt „LIMy-Brick“ (Lightweigth Insulating Mycelium Brick) hat die Entwicklung eines nachhaltigen Bausystems aus Pilzmyzel zum Ziel.
Myzel, das zumeist unter der Erde liegende Geflecht aus Pilzhyphen, hat erstaunliche Eigenschaften, die sich zur Herstellung nachhaltiger und energieneutraler Baustoffe nutzen lassen. Das Material ist stets ein Komposit aus den Hyphen des Pilzes und einem Substrat (z.B. Kaffesatz, Holzspäne, landwirtschaftliche Reststoffe) das dem Myzel als Nahrung dient und welches es im Zuge seines Wachstumes komplett durchsetzt. Hierbei fungiert das Myzel als Bindemittel des Substrats. Durch sein schnelles und nahezu uneingeschränktes Wachstum – Myzelgeflechte können sich über eine Fläche von einem Quadratkilometer erstrecken – sowie die guten Dämmeigenschaften, ist Pilzmyzel in den vergangenen Jahren in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Die geringe Festigkeit des Materials hat Anwendungen im Bauwesen bisher auf den Einsatz als Dämmmaterial limitiert.
Am Lehrstuhl für Tragkonstruktionen werden im Rahmen des Forschungsprojektes „LIMy-Brick“ und dem Abschlussprojekt „MycoMatrix“ die technischen Voraussetzungen für einen Einsatz von Pilzmyzel in statisch wirksamer Funktion für das Bauwesen untersucht. Die Myzel-Substrat-Zusammensetzungen werden dahingehend optimiert, dass eine nutzbare Festigkeit des Materials erzielt werden kann. Mögliche Anwendungsgebiete sind plattenförmige Werkstoffe zur Anwendung im Innenausbau, Wärmedämmhalbzeuge, Sandwichelemente und Mauersteine zur Anwendung im Innenbereich. Baukomponenten aus Pilzmyzel sind biologisch abbaubar und können nahezu energieneutral hergestellt werden. Druckfestigkeit und Dämmfähigkeit des Produktes können durch die Substratzusammensetzung gezielt beeinflusst werden, ebenso ist eine Formgebung nach Kundenwunsch möglich.
Im Frühjahr 2017 konnte ein erster Prototyp eines Mauersteins aus Pilzmyzel auf Holzspanbasis vorgestellt werden. Im weiteren Verlauf des zweijährigen Forschungsprojektes sollen neben der kontinuierlichen Optimierung der Werkstoffeigenschaften des Myzels in Zusammenarbeit mit Industriepartnern der Baustoffbranche weitere Anwendungsgebiete für Pilzmyzel erschlossen und die kleinvolumige Herstellung dieser Baukomponenten erprobt werden.
Ansprechpartnerin
Dana Saez
Kontakt
Denis Grizmann