Veröffentlichung in Zeitschrift Detail
Karosseriebautechnik für die Architektur
Unter den klassischen Ingenieurdisziplinen ist das Bauwesen im Hinblick auf innovative Fertigungs- und Bauweisen am wenigsten fortschrittlich. Der 1957 errichtete Kaiser-Dome von Donald Richter und Buckminster Fuller war ein Vorstoß in die Rich tung Leichtbautechnik aus Feinblech. Die damalige Umformtechnik mit stählernen Gesenken verlangte jedoch hohe Stückzahlen gleicher Blechformteile, um ein Minimum an Effizienz zu erreichen. Für die geometrische Gliederung und die Tesselierung solcher kuppelförmiger Strukturen wurden daher Polyederformen auf Basis platonischer Körper als Grundlage verwendet. Inzwischen sind jedoch die Voraussetzungen gegeben, auch geometrisch hochindividualisierte Baukonstruktionen aus Metallblech zu realiseren.
Zum einen ist die Entwicklung parametergesteuerter Software in den letzten 20 Jahren rasant fortge schritten. Und auch auf Seiten der Produktion gelingt es mit Techniken wie der inkrementellen Blechumformung (IBU) und dem Streckziehverfah ren (SV) mittlerweile, Einzelteile mit durchweg unter schiedlichen Geometrien in einem – bis auf die Montage – perfekten File-to-Factory-Prozess herzu stellen. In kooperativen Forschungsprojekten unter suchen der Lehrstuhl für Tragkonstruktionen (Trako) und das Institut für Bildsame Formgebung (IBF, beide RWTH) Leichtbausysteme für Freiformfassa den auf Grundlage dieser Technologien.